Hinter uns liegen unfassbare Monate, in denen unsere Kinder plötzlich nicht mehr in die Schule durften, die Fußball-EM und die olympischen Spiele abgesagt wurden. Restaurants, Clubs und Bars wurden geschlossen, kulturell vertraute Gesten verschwanden schlagartig aus unserem Alltag. Als hätte es sie nie gegeben: Kein Händeschütteln mehr unter Bekannten oder Kollegen, keine Umarmung unter Freunden. Das gesellschaftliche Leben beschränkte sich über quälend lange Wochen auf die eigenen vier Wände, auf Homeschooling und Homeoffice und Skype- oder Zoom-Konferenzen mit Freunden und KollegInnen. Pärchen-Abende am Laptop mit scheiß Tonqualität und chronisch überlastetem W-Lan waren da eher noch die Highlights.
Leidtragende der Pandemie
Aber das alles waren ja noch die vermeintlich leichteren Übungen. Denn viele hatten nicht das Glück, im Homeoffice arbeiten zu können. Viele konnten plötzlich gar nicht mehr arbeiten und haben von heute auf morgen keinen Cent mehr verdient. Viele hatten mehr Angst als wir, weil sie als ÄrztInnen oder PflegerInnen arbeiten und das Risiko dieser Pandemie präziser als wir einschätzen konnten und können. Viele hatten noch mehr Angst, weil sie zur sogenannten Risikogruppe gehören und es für sie bei einer Infektion schlicht um Leben oder Tot gegangen wäre.
Und jetzt, da sich das Leben im Juli in Hamburg, Deutschland und der Welt nach der ersten Infektionswelle ganz langsam wieder etwas normalisiert, scheinen manche Menschen schon fast wieder vergessen zu haben, wie einschneidend die behördlichen Vorgaben waren. Das wird einem vielleicht erst mit etwas Distanz und einem Blick zurück klar. Aber worauf sollen wir blicken, um uns zu erinnern?
Der Letzte macht das Licht aus
Julia Schwendner ist eine fantastische Fotografin, mit der wir bereits mehrfach zusammen gearbeitet haben. Und Julia gehörte zu den oben erwähnten Menschen, die als freie Fotografin einfach von heute auf morgen zunächst keinen Cent mehr verdient hat. An einem Freitagabend im März ist sie raus auf den menschenleeren Kiez. Dort hat sie Bilder gemacht, die eine unglaubliche Kraft haben und mehr zeigen und präzise auf den Punkt bringen, was wir da in den letzten Monaten erlebt haben. Ihre Bilder von der Großen Freiheit, dem Hamburger Berg oder dem Hans-Albers-Platz sind so leise, dass sie schon wieder laut sind. Für uns ist Julia DIE Chronistin der letzten Wochen.
Schauen Sie sich ihre Bilder an! Wir können Ihnen die Motive wirklich wärmstens empfehlen. Seit ein paar Tagen ist es zudem möglich, verschiedene Motive ihrer Fotoreihe „Der Letzte macht das Licht aus“ in diversen Größen auf verschiedenen Materialien ganz easy online zu bestellen. Feel free.
http://thisisjulia.de/portfolio/der-letzte-macht-das-licht-aus/
https://bild-ahoi.de/collections/julia-schwendner
Foto zu diesem Beitrag: © Julia Schwendner